Dienstag, 17. September 2013

Über das Spielen von (zu) harten Reeds

Man stößt immer wieder auf die Philosophie "Harte-Reeds" sind die besten. Sie bieten den besten, vollsten und stabilsten Ton. Schüler kommen zu mir, sind verwirrt, weil sie von jemandem gesagt bekommen haben, man müsse möglichst harte Reeds spielen oder verstehen nicht, warum sie nicht ordentlich auf der Pipe spielen können, was letztlich an zu harten Reeds liegt. Steckt man ihnen dann ein leichtes Reed rein, ist das für sie ein Wow-Erlebnis, auf einmal lässt sich die Pipe spielen.

Was nützt einem ein voller stabiler Klang, wenn man ihn nicht spielen kann? Ein hartes Reed führt unweigerlich zu Verspannungen im Drück-Arm, was wiederum Auswirkungen auf die Hand/Finger hat. Auch gesundheitstechnisch kann es, m.E., nicht gut sein, wenn man soviel Druck aufbauen muss, dass einem der Kopf platzt.

Zum Argument "stabilerer Ton": Wer den Ton mit einem leichten Reed nicht stabil halten kann, muss dringend an seiner Atemtechnik arbeiten!

Dass ein hartes Reed zu einem besseren Ton führt, kann widerlegt werden am Beispiel Donald MacPherson, einem, wenn nicht gar DER beste Spieler des letzten Jahrhunderts. Sein Pipesound galt als Ultimum. Und wenn man Videos von ihm sieht, kann man erkennen, dass er keine harten Reeds spielt. Er benötigt kaum Anstrengung, um die Pipe am laufen zu halten, hat auch keine komischen Auswucherungen am Hals oder an den Wangen, wenn er bläst (was bei manchen Spielern durch zu starke Belastung des Gewebes herrührt). Aber schaut selbst, er haucht fast nur in seine Pipe ;)