Donnerstag, 24. März 2011

Beerdigungen

Beerdigungen sind Festlichkeiten, zu denen ich eher selten gerufen werde, um diese musikalisch zu untermalen. Dennoch kommt es vor. Diese Auftritte sind besonders schwierig und erfordern ein hohes Maß an Professionalität. Der Spieler muss sein Instrument kennen. Er muss wissen wie es reagiert und wie sich der Ton ändert (und es darf natürlich nicht auseinanderfallen oder das Ventil versagen oder ähnliches). Das ist insofern wichtig, da man meist vor dem Beginn (um die 30 Min. oder länger) das Instrument schon warmspielen bzw. stimmen muss, und diese Stimmung muss bis zum Auftritt halten. Ein Stimmen während der Performance ist unangebracht. Hinzu kommt die Pietät, die man an den Tag legen muss.
Nun könnte man meinen, was unterscheidet den Auftritt bei einer Beerdigung im Gegensatz zu einer musikalischen Untermalung einer kirchlichen Trauung. Die Antwort: nichts. Denn bei einer Trauung ist das Prozedere das Gleiche und dennoch fühle ich die Beerdigung mehr noch als Herausforderung.

Bei einer Geburtstagsfeier ist es meist möglich auch während der Performance zu stimmen (wenn man es beherrscht schnell zu stimmen und nicht 10 Min. mit dem Schrauben an den Drones beschäftigt ist). Vor dem Auftritt eines Geburtstages ist somit nur ein kurzes Stimmen von Nöten, denn der Auftritt erfolgt i.d.R. direkt nach dem Stimmen und muss meist nur für ein kurzes Set passen, dann kann man wieder stimmen. Das ist während einer Trauer- oder Hochzeitszeremonie nicht möglich.

Der geneigte Leser mag sich nun fragen, warum das so schwierig ist. Die Great Highland Bagpipe besteht zum größten Teil aus Holzelementen, die stark auf Temperatur und Atemfeuchtigkeit reagieren. Ein Verstimmen ist meist die Folge, wenn man längere Zeit spielt (oder nicht spielt) oder Räume wechselt, in denen unterschiedliche Temperaturen herrschen. Insofern muss man wissen, wie das Instrument sich verstimmt, wenn man es nach dem Einstimmen für längere Zeit liegen lässt (wobei nicht gesagt ist, dass es sich verstimmen muss).

Sonntag, 13. März 2011

Storas Òran 2011


Ulli Rieger (rechts) und ich mit Allan MacDonald, Pìobaireachd-Workshop in der Winterwerkstatt Storas Òran 2011.

Storas Òran (SÒ) steht für "Liederschatz", ist eine Winterwerkstatt und feiert dieses Jahr ihr 5 jähriges Jubiläum. SÒ findet jährlich statt in Neu-Anspach und umfasst eine Vielfalt an Kursen rund um schottisch-gälisches Musik- und Liedgut. Die Mittelalterdudelsäcke werden hierbei auch berücksichtigt, deren Szene in Deutschland Jahr für Jahr mehr Interessenten findet. Mit rund 60 Teilnehmern (so hab ich's in Erinnerung) war der Workshop, der von der Dudelsack-Akademie in Hofheim ausgerichtet wird, dieses Jahr ausgebucht. Die Alte Schule Neu-Anspach (BASA) dient dafür als Unterkunft mit Vollpension. Die Kurse starteten morgens um 10 Uhr und endeten Abends um 1700, wobei nach dem Abendessen noch zusätzliche Kurse angeboten wurden, wie z.B. ein Highland-Fling Tanzkurs. Um 10 Uhr gab es einen Einführungskurs in die gälische Sprache, die die Grundlage des Angebots von SÒ bildet, da das Ziel der Schule ist die Verbindung zwischen gälischer Sprache, gälischem Liedgut und schottischer Musik zu vermitteln. Im Anschluss an die Einführung spliteten sich die Kurse. Es gab auf den Tag verteilt Angebote für Tinwhistle, Jigs und Reels für die Highlandpipe/Smallpipe/Reelpipe, Pìobaireachd für Anfänger und Fortgeschrittene, Bòdhran, Mittelalterdudelsack für Beginner und Fortgeschrittene, Atemtechnik, Canntaireachd für Pìobaireachd und Light Music(!), Light Music des 19. Jhd. und viele Tanz-und Gesangskurse mit mittelalterlichen, französischen, bretonischen und natürlich schottisch-gälischen Stücken. Zwischen den Stunden und in den Pausen traf man sich, wartete oder verglich Instrumente, die Lehrer gaben einzelnen Ratschläge und waren generell immer, für jeden und für alle Fragen da.

In der freien Zeit (meist nach dem Abendessen) fand man sich in Gruppen zusammen und musizierte, trank einen wee drum oder zwei oder spielte Tischfußball. Am Samstag Abend gaben die Dozenten ein Abschlusskonzert und im Anschluss daran gab es Session wo jeder etwas vorspielen, -tanzen oder -singen konnte. Diese Gelegenheit wurde auch rege genutzt. Zwischenzeitlich traf man sich zur Zigarette, zum Austausch von Anekdoten und zum neusten Klatsch vor dem Eingang.

SÒ geht nur 3,5 Tage, aber diese haben es in sich. Die ganzen Eindrücke und das Gelernte in dieser kurzen Zeit sind immens und das gilt es erst einmal zu verdauen und zu verarbeiten, letztlich dann umzusetzen.
Dies ist der einzige saisonale mehrtägige (Dudelsack-)Workshop in Deutschland, den ich bisher mehr als einmal besucht habe. Und ich muss sagen, 2012 bin ich wieder dabei.
Feasgar math.