Dienstag, 23. Juli 2024

Goch Competition 2024

Ich hatte die Ehre, auf den diesjährigen Highlandgames in Goch (ehem. Xanten) einen Teil der Bagpipe-Solocompetitions zu judgen. Im Pibroch Grad 2 und 3 und in der Lightmusic Grad 3 und 2.

Ich möchte eigentlich gar nicht zu sehr auf einzelne Performances eingehen, sondern viel mehr eine allgemeine Beobachtung abgeben.

Technisch bewegen sich die Spieler auf hohem Niveau (insbesondere die Niederländer haben dies uns Deutschen voraus). Erschreckend allerdings ist, dass keiner (vielleicht mit einer oder zwei Ausnahmen) der Spieler in der Lage war, sein Instrument ordentlich zu stimmen. Einige Platzierungen wären ansonsten anders ausgefallen. Viele der Teilnehmer haben direkt auf der „Bühne“ nochmal nachgestimmt, was an sich in Ordnung ist, aber auf Grund der gleichbleibenden Temperatur (Outdoor) nicht notwendig sein sollte. Ich rede insbesondere vom Grad 2. Wenn die Spieler dann auf der Bühne nachgestimmt hatten, hat oftmals noch ein Stück gefehlt, bis die Drones wirklich „eingerastet“ wären. Oder sie haben es geschafft die Pipe zu stimmen, diese Stimmung ging dann beim Spiel aber wieder verloren, was auf unkanstanten Druck beim Stimmen und Spielen deutet.

Ein weiteres Argument, dass ich zu hören bekam, warum dem so ist, war, dass die Umgebungsgeräusche zu laut seien, um die Drones zu hören. Das lasse ich vielleicht noch für die unteren Grade gelten, aber für die höheren Grade (1 und 2) ist das Argument invalide. Da ich wohl sehr gut in der Lage war zu hören, ob die Drones in Tune waren oder eben nicht, muss ich davon ausgehen, dass der Spieler ebenfalls in der Lage ist, dies zu hören, oder ich muss davon ausgehen, dass er es nicht kann. Aber für jemanden, der im Grad 2 spielt und sein Instrument nicht stimmen kann, ist das leider ein Armutszeugnis. Und ich rede nicht von einem oder zwei schlecht gestimmten Instrumenten, sondern von gut 95 Prozent. In Schottland findet seit Dekaden, der Wettbewerb im Freien statt und der Mangel an gut getunten Instrumenten ist dort so gut wie nicht vorhanden.

Die Arbeit am eigenen Sound ist mindestens genauso wichtig, wie die Arbeit an der Fingertechnik. Ich sage, mindestens 50 Prozent der Arbeit, die man in sich und das Instrument steckt, müssen in den Sound investiert werden. Das Stimmen ist davon nur ein Teil. Dazu gehört auch das Einstellen der Reeds, so dass man nicht ständig einen Choke im Spiel bekommt. Luftverbrauch etc. gehört alles dazu.

Wenn ich also den Wettbewerbsteilnehmern von Goch 2024 einen Ratschlag geben darf: Investiert mehr Zeit ins Stimmen lernen.

Noch ein Gedanke hierzu: In wie weit spielt die Pipeband hier mit rein? Lernen die Leute das Stimmen nicht, da normalerweise der Pipemajor das Stimmen übernimmt?