Montag, 29. Oktober 2018

Peine 2018 Review

Mit etwas Verspätung, ein Review des Peine HG, Mai 2018. Aber lieber zu spät als niemals:

20 Jahre Peine Highlandgathering, ein Jubiläum. Ich hatte die Ehre, die Grad 4 und 5 Events zu judgen. Fünf Events galt es zu judgen und ca. 50 Spieler zu bewerten. Die grobe Schnittmenge der Spieler hatte ein ähnliches Niveau, spielerisch wie instrumenten technisch. Das Wetter war hochsommerlich. Es durfte somit kein Grund für Feuchtigkeitsprobleme bei den Instrumenten gegeben haben.

Was die Instrumente betrifft, konnte ich beobachten, dass bei vielen die Top-Hand zu hoch gestimmt war. Das kann zwei Gründe haben:
1.) Der Chanter ist auf die Band abgestimmt. Bands halten das HA in der Regel etwas höher, als Solospieler. Aber ein Groß der Teilnehmer kommt aus dem Bandbereich. Hier wäre es zu überlegen, ob es nicht Sinn machen würde, sich für solche Events einen Solochanter zu besorgen.
2.) Nervosität. Wenn man nervös ist, erhöht man unbewusst den Spieldruck, was die ohnehin schon sehr hohe Top-Hand noch weiter in die Höhe treibt.
Dann gab es einige Spieler, deren Chanterreed zu weich ist. Dies, in Kombination mit Nervosität, was zu festerem Drücken führt, bringt die Bottom-Hand-Notes zum Quietschen oder Gurgeln.

Alle Teilnehmer, mit Ausnahme von einer, waren nicht in der Lage ihre Drones zu stimmen. Das halte ich den G5 und G4 Spielern nicht vor. Es ist nur eine Beobachtung.
Die Drones bilden nicht nur ein Hintergrundgeräusch, sondern müssen aufeinander und auf den Chanter gestimmt sein, um so die Harmonien zu den Melodienoten bilden zu können.
Es gab ab und an den Versuch auf der Bühne nachzustimmen, was ich diesen Teilnehmern hoch anrechne (was letzten Endes aber nicht wertungsrelevant war). Dennoch habe ich das Gefühl, dass manche Spieler, auch welche, die schon länger dabei sind, nicht wissen, worauf sie hören müssen, wenn sie die Pfeife (nach-)stimmen. Hier wäre ein Besuch beim Lehrer oder bei jemandem, der ihnen zeigen und erklären kann, worauf sie beim Stimmen achten müssen, nochmals hilfreich.

Spielerisch bewegte sich alles in einem recht homogenen Bereich. Was ich beobachten konnte, sind typische Unsauberkeiten in der Technik. Allen voran das/die Low Gs bei den Bottomhandmovements wie Grips und Throw on D. Das LG (beim Grip oftmals das Zweite) wird gerne verschluckt. Oder die Gracenotes sind in dem Movement nicht alle zu hören bzw. nicht gleichmäßig. Hier wäre Arbeit an der Konstanz notwendig. Nicht nur ein Grip muss funktionieren, sondern alle in dem Stück.

Bei Doublings ist es oft so, dass die Spieler die Gracenotes zu schnell hintereinander spielen. Das führt zur Überlappung der Gracenotes. Die Verzierung wird somit unsauber. Hier hilft es das Doubling zu öffnen, heißt, langsam und kontrolliert alle Gracenotes aktiv und bewusst nacheinander zu spielen, die in dem Movement vorkommen.

Des Weiteren wurden kurze (Übergangs-) Noten (16tel/32tel) oft zu kurz gespielt. Hier wäre eine „Öffnung“ ebenfalls wünschenswert. Kurz, aber nicht zu kurz, sondern deutlich hörbar.

Beim MSR war es bei einigen so, dass nicht verstanden wurde, wie man die Übergänge zu den einzelnen Liedern gestaltet. Während man die Pause zwischen March und Straths. großzügiger gestalten kann, darf diese beim Übergang zum Reel nicht zu üppig ausfallen. Ebenfalls ein Punkt, der mit Erfahrung kommt, aber auch durch Zuhören bei höher gradierten Spielern und Austausch mit dem eigenen Lehrer verbessert werden kann.

Sonst gibt es weiter nichts anzumerken, außer vielleicht einer Fehleinteilung in Grad 5. Dieser Spieler hätte locker einen Grad höher antreten können. Und es gab ein Missverständniss der Regeln. „March mind. 2 Teile“ bedeutet entweder einen zweiteiligen March à la „Highroad to Gairloch“ oder einen mehrteiligen March. Es müssen aber immer alle Teile gespielt werden.

Einen Tag nach dem Wettbewerb ist mir aufgefallen, dass ich auf den Critsheets der Teilnehmer oft eine Formulierung verwendet habe, die zu Missverständnissen führen kann. Ich war mir zu dem Zeitpunkt aber nicht bewußt, dass man es anders verstehen kann. Es geht um die Formulierung „drones off“. Eigentlich heißt das übersetzt „Drones aus“. Man könnte also meinen, dass die Drones nicht liefen. Was ich eigentlich meinte, war und eine korrekte Formulierung wäre gewesen: „drones out of tune“.
Ich hoffe, die Teilnehmer wissen das zu interpretieren. Da ich ja nicht taub bin und Spieler und ich wissen, dass die Drones liefen, macht die Bemerkung „drones aus“ ja auch keinen Sinn.
Aber warum schreibe ich solch eine Bemerkung auf den Sheet bei einem Grad, wo es nur natürlich ist, dass die Spieler noch nicht die Fähigkeit haben, die Pipe zu stimmen? Als Erinnerung daran, dass auch hier Arbeit notwendig ist. Die Arbeit am Sound ist genauso wichtig und nimmt oft genauso viel Zeit in Anspruch wie die Arbeit an der Fingertechnik.

Eine persönliche Anmerkung meinerseits, die nicht direkt auf das Teilnehmerfeld in Peine zurückzuführen, sonderen eher genereller Natur ist:
Was mich etwas stört, ist die Wettbewerbsphilosophie mancher Teilnehmer, die hier in Deutschland öfter zu beobachten ist. Man spiele ja sowieso nur oder hauptsächlich für den Crit-Sheet.

Man spielt aber auf einem Wettbewerb um zu gewinnen oder zumindest, um seine bestmögliche Performance darzubieten. Das, wofür man (hoffentlich) die letzten Wochen geübt hat.

Der Judge ist nicht da, um Sheets zu schreiben, sondern um Performances zu bewerten und einzuordnen/-sortieren. Sheets schreiben kann auch der Lehrer.

Ein Sheet hat sowieso nur geringe Aussagekraft. Meist weiß man ja, woran es hapert. Man kann als Judge nur oberflächliche Tips geben, aber nicht in die Tiefe gehen. Dafür ist die Comp.-Plattform auch nicht da.

Man muss sich aufnehmen und dann die Aufnahme mit dem Lehrer durchgehen mit zur Handnahme des Sheets, um wirklich was aus der Sache herausziehen zu können.

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