Was folgt ist eine kurze
Auseinandersetzung mit der Frage, was ist ein gute Sound? Was macht
einen guten Sound aus? Oft liest man in den
Dudelsack-Kleinanzeigen: „Verkaufe Pipe Marke XY, sie hat einen
schönen Klang“. Und ich denk mir jedesmal, ja klar, jede Pipe hat
einen schönen Klang, insbesondere, wenn man sie verkaufen will.
Wenn ich persönlich ein Instrument
verkaufe, sage ich nie etwas über die vermeintliche tonale Qualität,
weil sie a) sowieso im Auge des Betrachters liegt und b) so stark vom
Setup abhängig ist (und der Fähigkeit des Spielers einen guten Ton zu
blasen!), dass das Instrument, wenn ich es spiele, einen ganz
anderen Klang hat, als bei dem, der sie dann erwirbt. Die Aussage
„sie hat einen schönen Klang“ ist somit absolut nichtssagend,
hinfällig, redundant.
Es ist ja schön, wenn das Instrument
einen guten/schönen Klang hat. Aber ist es eben nur gut oder sehr
gut oder brilliant, magnificent, amazing (mir gefallen die englischen prädikate
besser als die deutschen, Verzeihung).
Oft hört man auch die Frage, was für
ein Instrument man sich kaufen soll. Insbesondere Schüler fragen
mich das natürlich nach ner Weile, wenn sie den Umstieg auf die Pipe
vorhaben. Man liest die Frage auch oft in Foren. Dann will man Geld
sparen, und man wird gefragt: Kann ich mir eine Kunststoffpipe
besorgen? Die Antwort ist einfach:
Ja, aber, wenn Du dir Plastik kaufst,
bekommst Du eben klanglich auch nur Plastik.
Woran erkennt man einen sehr guten
Klang? Was macht die tonale Qualität eines Instrumentes aus (nicht
nur des schottischen Dudelsacks!)? Der Qulität des Klangs eines
Instrumentes richtet sich nach dem Spektrum der Obertöne, die es
produziert. Meines Erachtens liefern Naturmaterialien insgesamt ein
breiteres Spektrum an Obertönen, als entsprechende
Plastikäquivalente. D.h., dass ein Plasikbag/-chanter/-reed/-drones
etc. oder diverse Kombinationen aus diesen nicht auch letztlich einen
„guten“ Klang erzeugen können, aber das Obertonspektrum wird
nicht so vielfältig sein wie von einem Instrument, dessen
Komponenten aus Naturmaterialien (Leder, Cane, Holz, etc.)* bestehen.
Und an den Obertönen entscheidet es sich am Ende, ob es ein gutes
oder sehr gutes Instrument ist. An den Obertönen entscheidet es
sich, ob der Klang gut oder sehr gut ist.
Alte Tonaufnahmen von Pfeifern wie z.B.
Bob Brown, der m.M. den besten Sound hatte, den ich je gehört habe
(vgl. die CD Masters of Piobaireachd Vol. 10), belegen dies, da diese
Spieler ganz sicher keine Plastikteile verwendet haben, aber das Obertonspektrum einem eine Gänsehaut bescheren. Die
Beobachtung schließt aber auch eigene Erfahrungen ein, wo ich
gemerkt habe, dass mein Instrument mit Naturmaterialien einfach
besser klingt.
Es sei angemerkt, dass ich mich jetzt
nur auf die Meterialien beziehe und nicht auf Alter und Hersteller.
Denn dieses ganze hochgepitchte Zeug heutzutage kommt, meiner
Meinung, einfach überhaupt nicht mehr an die klanglichen Qualitäten
von den Instrumenten damals heran, die deutlich tiefer gestimmt
waren. Und wer ist Schuld? Der Wettbewerb.
Quantität (besser vielleicht Gier) siegt über Qualität. But that‘s the way it is. Und damit
müssen wir leben. Der tonale Trend geht weiter nach Oben anstelle,
was besser wäre, runter.
* und zu diesen Komponenten zähle ich
nicht die vermeintlichen Sheepskinbags mit Zipper, die zur Zeit auf
dem Markt sind.