Mittwoch, 20. Mai 2015

Sang- und klanglos

Was folgt ist eine kurze Auseinandersetzung mit der Frage, was ist ein gute Sound? Was macht einen guten Sound aus? Oft liest man in den Dudelsack-Kleinanzeigen: „Verkaufe Pipe Marke XY, sie hat einen schönen Klang“. Und ich denk mir jedesmal, ja klar, jede Pipe hat einen schönen Klang, insbesondere, wenn man sie verkaufen will.

Wenn ich persönlich ein Instrument verkaufe, sage ich nie etwas über die vermeintliche tonale Qualität, weil sie a) sowieso im Auge des Betrachters liegt und b) so stark vom Setup abhängig ist (und der Fähigkeit des Spielers einen guten Ton zu blasen!), dass das Instrument, wenn ich es spiele, einen ganz anderen Klang hat, als bei dem, der sie dann erwirbt. Die Aussage „sie hat einen schönen Klang“ ist somit absolut nichtssagend, hinfällig, redundant.

Es ist ja schön, wenn das Instrument einen guten/schönen Klang hat. Aber ist es eben nur gut oder sehr gut oder brilliant, magnificent, amazing (mir gefallen die englischen prädikate besser als die deutschen, Verzeihung).

Oft hört man auch die Frage, was für ein Instrument man sich kaufen soll. Insbesondere Schüler fragen mich das natürlich nach ner Weile, wenn sie den Umstieg auf die Pipe vorhaben. Man liest die Frage auch oft in Foren. Dann will man Geld sparen, und man wird gefragt: Kann ich mir eine Kunststoffpipe besorgen? Die Antwort ist einfach:
Ja, aber, wenn Du dir Plastik kaufst, bekommst Du eben klanglich auch nur Plastik.

Woran erkennt man einen sehr guten Klang? Was macht die tonale Qualität eines Instrumentes aus (nicht nur des schottischen Dudelsacks!)? Der Qulität des Klangs eines Instrumentes richtet sich nach dem Spektrum der Obertöne, die es produziert. Meines Erachtens liefern Naturmaterialien insgesamt ein breiteres Spektrum an Obertönen, als entsprechende Plastikäquivalente. D.h., dass ein Plasikbag/-chanter/-reed/-drones etc. oder diverse Kombinationen aus diesen nicht auch letztlich einen „guten“ Klang erzeugen können, aber das Obertonspektrum wird nicht so vielfältig sein wie von einem Instrument, dessen Komponenten aus Naturmaterialien (Leder, Cane, Holz, etc.)* bestehen. Und an den Obertönen entscheidet es sich am Ende, ob es ein gutes oder sehr gutes Instrument ist. An den Obertönen entscheidet es sich, ob der Klang gut oder sehr gut ist.

Alte Tonaufnahmen von Pfeifern wie z.B. Bob Brown, der m.M. den besten Sound hatte, den ich je gehört habe (vgl. die CD Masters of Piobaireachd Vol. 10), belegen dies, da diese Spieler ganz sicher keine Plastikteile verwendet haben, aber das Obertonspektrum einem eine Gänsehaut bescheren. Die Beobachtung schließt aber auch eigene Erfahrungen ein, wo ich gemerkt habe, dass mein Instrument mit Naturmaterialien einfach besser klingt.

Es sei angemerkt, dass ich mich jetzt nur auf die Meterialien beziehe und nicht auf Alter und Hersteller. Denn dieses ganze hochgepitchte Zeug heutzutage kommt, meiner Meinung, einfach überhaupt nicht mehr an die klanglichen Qualitäten von den Instrumenten damals heran, die deutlich tiefer gestimmt waren. Und wer ist Schuld? Der Wettbewerb. Quantität (besser vielleicht Gier) siegt über Qualität. But that‘s the way it is. Und damit müssen wir leben. Der tonale Trend geht weiter nach Oben anstelle, was besser wäre, runter.

* und zu diesen Komponenten zähle ich nicht die vermeintlichen Sheepskinbags mit Zipper, die zur Zeit auf dem Markt sind.

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