Samstag, 8. Oktober 2016

Schottland 2016 Teil I

Schottland 2016 war nass und anstrengend. Ich werde, da es sich hier um einen Dudelsack-Blog handelt nicht zu sehr auf die Sightseeing-Aspekte eingehen als mehr auf die Highlandgames, deren es insgesamt 12 Stück waren auf 3,5 Wochen verteilt. Dieser Bericht ist zweigeteilt. Die Games, meine Eindrücke und die Ergebnisse waren folgende:

1. Balloch, nahe Loch Lomond: Nett. Schwer einen Parkplatz zu finden. Überschaubar und gut organisiert. Ich habe diesen ersten Event dazu genutzt meine Pipe zu aklimatisieren. Mit „The Little Spree“ konnte ich leider nicht punkten.

2. Rosneath (C-Grade): Was mich hier am meisten gestört hat, war, dass die Organisatoren nicht in der Lage waren Sitzgelegenheiten aufzustellen. Den ganzen Tag stehen war somit sehr anstrengend. Dies war die erste Competition mit Graded-Events. Auch hier wollten die Judges „The Little Spree“ hören, womit ich wieder nicht Punkten konnte. Der Tag war sehr feucht und man musste meist im Regencape rumlaufen. Von der Location: Gut zu parken, gut übersichtlich, schöne große Einspielfläche.


Rosneath im Nieselregen
3. Inveraray (C-Grade): Die Temperaturen stiegen an. Es war ein eher schwüler Morgen, was das Stimmen der Pipe ein bisschen erschwerte. Ich kam zügig dran und war innerhalb (ich meine) einer Stunde fertig mit allen Events. Hier wusste ich schon im Vorfeld, was ich spielen muss: „MacCrimmon's Sweetheart“. Ein Stück, mit dem ich mich eigentlich sehr sicher fühle. Ich kam gut durch, doch dann kam die Dithis-Varaiation und dort hatte ich in der zweiten Zeile einen bösen Hänger und den gleich zweimal. Ich habe es geschafft, den zu umspielen und wieder in das Lied reinzufinden. Man macht sich in solch einem Moment arge Gedanken, ob es besser wäre abzubrechen. Ich entschied mich weiter zu spielen und das war auch gut so. Ich konnte mit dem Stück den 6. Platz belegen. Und jetzt kann man das von zwei Seiten betrachten: 1.) Ich habe dem 6. gemacht, obwohl ich mich verspielt habe oder 2.) weil ich mich verspielt habe. Ich denk, dass ich ohne Verspieler weiter oben gelandet wäre (aber das ist Mutmaßung).

Preisliste Inveraray
 4. Tobermory (Mull): Ein Open-Event, d.h. jeder kann mitspielen. Und als ich sah, wer die Konkurrenz an diesem Tag war, verließ mich schlicht der Mut teilzunehmen. Stuart Liddell und Angus MacColl (u.a.) als Mitsreiter, da weiß man, wo man spielt. Ich habe mich letztlich doch durchgerungen mich anzumelden (Anmeldungen auf schottischen Games finden meist direkt vor Ort und kurz vor Beginn statt). Es gab ein Wiedersehen mit Robert Wallace, den ich durch das College of Piping kenne, der einer der beiden Wertungsrichtert war und mir den Tune „Hector MacLean's Warning“ aufdrückte. Wie zu erwarten habe ich keinen Platz belegen können, aber es war dennoch ein schöner Tag (auch wettermäßig einer der wenigen Sonnigen warmen Tage dort oben).


I see Mull

Tobermory Games, Mull.
5. Taynuilt: Zugerne wäre ich nach Uist gefahren, doch war mir das zu unsicher mit der Fährverbindung, schließlich hatte ich ja einen strammen Terminplan, den ich einhalten wollte. So fiel Uist flach und Taynuilt war an der Reihe. Die Ortschaft selbst eher unsympatisch. „Moderne“ Häuser“ keine Gaststätte oder irgendwelche Geschäfte, lediglich ein sehr teures Hotel. Es wirkte sehr elitär, ohne das ich sagen könnte, woran ich das genau festmache. Es war mehr so ein Gefühl, eine Ausstrahlung des Ortes. An diesem Tag habe ich meine größte persönliche „Niederlage“ einstecken müssen. Die Spieler in Schottland sind natürlich alle gut. Die wachsen damit auf, fangen viel früher mit dem Instrument an und lernen es gleich richtig, ganz davon abgesehen, dass ihnen auch die Lieder nicht fremd sind. Sprich auf einem Wettbewerb zu verlieren (man verliert nicht, man gewinnt immer Erfahrung), oder anders: Auf einem Wettbewerb keine Platzierung zu bekommen macht nichts, weil die alle saugut sind, ganz einfach. Man geht schon meist mit der Erwartung auf die Bühne, dass man keinen Platz belegen wird. Man will einfach nur so gut spielen wie es eben geht, seine persönliche Bestleistung bringen. Wenn man das erreicht hat, dann ist auch eine Platzierung relativ egal. Mit dieser Haltung gehe ich normalerweise auf die Plattform, so wie an diesem Tag auch. Ich war entspannt, die Pipe lief gut und ich macht meinen Weg durch „MacCrimmon's Sweetheart“. Alles lief gut bis ich in die erste Zeile der Crunluath-Variation kam. Und ich weiß nicht, was da genau passiert ist, ich war nicht unkonzentriert oder so, aber die Finger haben plötzlich ein Torluath Movement gespielt, obwohl ihnen klar war, dass wir in der Crunluath-Variation sind. Und hier muss der Spieler in Sekundenbruchteilen entscheiden, ob es Sinn macht weiterzuspielen oder abzubrechen. Ich habe mich diesmal für letzteres entschieden. Und ich wäre in Frieden gegangen, vielleicht hätte ich mich ein wenig geärgert, aber nicht viel und nicht lange, wenn nicht noch die Judges zu mir gesagt hätten: „What a shame“, „We very enjoyed this performance“ und „you would have been in the pricelist“! … Ich war so sauer danach und es hat mich eine geschlagene Woche gekostet mich davon zu erholen. Das wäre was gewesen mit Angus MacColl auf der Preisliste zustehen... Tja, Scheiße. Aber knapp daneben ist halt auch vorbei.

Rushhour in Schottland
to be continued...

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