Schottland 2016 war nass und
anstrengend. Ich werde, da es sich hier um einen Dudelsack-Blog
handelt nicht zu sehr auf die Sightseeing-Aspekte eingehen als mehr
auf die Highlandgames, deren es insgesamt 12 Stück waren auf 3,5
Wochen verteilt. Dieser Bericht ist zweigeteilt. Die Games, meine
Eindrücke und die Ergebnisse waren folgende:
1. Balloch, nahe Loch Lomond: Nett.
Schwer einen Parkplatz zu finden. Überschaubar und gut organisiert.
Ich habe diesen ersten Event dazu genutzt meine Pipe zu
aklimatisieren. Mit „The Little Spree“ konnte ich leider nicht punkten.
2. Rosneath (C-Grade): Was mich hier am
meisten gestört hat, war, dass die Organisatoren nicht in der Lage
waren Sitzgelegenheiten aufzustellen. Den ganzen Tag stehen war
somit sehr anstrengend. Dies war die erste Competition mit
Graded-Events. Auch hier wollten die Judges „The Little Spree“
hören, womit ich wieder nicht Punkten konnte. Der Tag war sehr
feucht und man musste meist im Regencape rumlaufen. Von der Location:
Gut zu parken, gut übersichtlich, schöne große Einspielfläche.
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Rosneath im Nieselregen |
3. Inveraray (C-Grade): Die
Temperaturen stiegen an. Es war ein eher schwüler Morgen, was das
Stimmen der Pipe ein bisschen erschwerte. Ich kam zügig dran und war
innerhalb (ich meine) einer Stunde fertig mit allen Events. Hier
wusste ich schon im Vorfeld, was ich spielen muss: „MacCrimmon's
Sweetheart“. Ein Stück, mit dem ich mich eigentlich sehr sicher
fühle. Ich kam gut durch, doch dann kam die Dithis-Varaiation und
dort hatte ich in der zweiten Zeile einen bösen Hänger und den
gleich zweimal. Ich habe es geschafft, den zu umspielen und wieder in
das Lied reinzufinden. Man macht sich in solch einem Moment arge
Gedanken, ob es besser wäre abzubrechen. Ich entschied mich weiter
zu spielen und das war auch gut so. Ich konnte mit dem Stück den 6.
Platz belegen. Und jetzt kann man das von zwei Seiten betrachten: 1.)
Ich habe dem 6. gemacht, obwohl ich mich verspielt habe oder 2.) weil
ich mich verspielt habe. Ich denk, dass ich ohne Verspieler weiter
oben gelandet wäre (aber das ist Mutmaßung).
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Preisliste Inveraray |
4. Tobermory (Mull): Ein Open-Event,
d.h. jeder kann mitspielen. Und als ich sah, wer die Konkurrenz an
diesem Tag war, verließ mich schlicht der Mut teilzunehmen. Stuart
Liddell und Angus MacColl (u.a.) als Mitsreiter, da weiß man, wo man
spielt. Ich habe mich letztlich doch durchgerungen mich anzumelden
(Anmeldungen auf schottischen Games finden meist direkt vor Ort und
kurz vor Beginn statt). Es gab ein Wiedersehen mit Robert Wallace,
den ich durch das College of Piping kenne, der einer der beiden
Wertungsrichtert war und mir den Tune „Hector MacLean's Warning“ aufdrückte.
Wie zu erwarten habe ich keinen Platz belegen können, aber es war
dennoch ein schöner Tag (auch wettermäßig einer der wenigen
Sonnigen warmen Tage dort oben).
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I see Mull |
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Tobermory Games, Mull. |
5. Taynuilt: Zugerne wäre ich nach
Uist gefahren, doch war mir das zu unsicher mit der Fährverbindung,
schließlich hatte ich ja einen strammen Terminplan, den ich
einhalten wollte. So fiel Uist flach und Taynuilt war an der Reihe.
Die Ortschaft selbst eher unsympatisch. „Moderne“ Häuser“
keine Gaststätte oder irgendwelche Geschäfte, lediglich ein sehr
teures Hotel. Es wirkte sehr elitär, ohne das ich sagen könnte,
woran ich das genau festmache. Es war mehr so ein Gefühl, eine
Ausstrahlung des Ortes. An diesem Tag habe ich meine größte
persönliche „Niederlage“ einstecken müssen. Die Spieler in
Schottland sind natürlich alle gut. Die wachsen damit auf,
fangen viel früher mit dem Instrument an und lernen es gleich
richtig, ganz davon abgesehen, dass ihnen auch die Lieder nicht fremd
sind. Sprich auf einem Wettbewerb zu verlieren (man verliert nicht,
man gewinnt immer Erfahrung), oder anders: Auf einem Wettbewerb keine
Platzierung zu bekommen macht nichts, weil die alle saugut sind, ganz
einfach. Man geht schon meist mit der Erwartung auf die Bühne, dass
man keinen Platz belegen wird. Man will einfach nur so gut spielen
wie es eben geht, seine persönliche Bestleistung bringen. Wenn man
das erreicht hat, dann ist auch eine Platzierung relativ egal. Mit
dieser Haltung gehe ich normalerweise auf die Plattform, so wie an diesem Tag auch. Ich war entspannt, die Pipe lief gut und ich macht meinen Weg
durch „MacCrimmon's Sweetheart“. Alles lief gut bis ich in die
erste Zeile der Crunluath-Variation kam. Und ich weiß nicht, was da
genau passiert ist, ich war nicht unkonzentriert oder so, aber die
Finger haben plötzlich ein Torluath Movement gespielt, obwohl ihnen
klar war, dass wir in der Crunluath-Variation sind. Und hier muss der
Spieler in Sekundenbruchteilen entscheiden, ob es Sinn macht
weiterzuspielen oder abzubrechen. Ich habe mich diesmal für
letzteres entschieden. Und ich wäre in Frieden gegangen, vielleicht
hätte ich mich ein wenig geärgert, aber nicht viel und nicht lange,
wenn nicht noch die Judges zu mir gesagt hätten: „What a shame“,
„We very enjoyed this performance“ und „you would have been in
the pricelist“! … Ich war so sauer danach und es hat mich eine
geschlagene Woche gekostet mich davon zu erholen. Das wäre was
gewesen mit Angus MacColl auf der Preisliste zustehen... Tja,
Scheiße. Aber knapp daneben ist halt auch vorbei.
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Rushhour in Schottland |
to be continued...
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