Seit Juni 2014 gibt es eine Neuigkeit
im Lernbereich des schottischen Dudelsacks. Lehrbücher gibt es schon
zu hauf. Doch im elektronischen Bereich herrscht Mangel an gut
gebräuchlichem Lehrmaterial. Im digitalen Zeitalter war es also nur
eine Frage der Zeit bis auf unserer Smartphones und Tablets die
ersten Apps für den schottischen Dudelsack Einzug erhalten. Und nun
sind sie da, die ersten zwei Bagpipe-Apps, Bagpipe-Basics und der
Canntaireachd-Tutor. Es werden noch zwei weitere folgen (u.a. der
Light-Music-Tutor). Zur Zeit nur einzeln erhältlich,
sollen alle vier Apps am Ende auch als Paket zu bekommen sein.
Entwickelt wurden die Programme von Wee-Pipes Ltd. Hinter diesem Namen verbirgt sich u.a. Thomas Zöller (Deutschland) und Allan
MacDonald, Glenuig (Schottland). Allan hat die Handschrift, den
Gesang und die Tonbeispiele geliefert. Ich konnte die Apps ausprobieren, für
mich persönlich aber auch im Unterricht. Zeit für ein kleines
Review, wobei ich mich hauptsächlich auf das Bagpipe-Basic-App
konzentrieren werde:
Das Programm ist überschaubar, in
deutscher Sprache und Bedienungsfreundlich, wobei der ein oder andere
Knopf zur besseren Navigation noch Platz gehabt hätte. Alle im Text
verwendeten gälischen Begriffe werden einem mit der richtigen
Aussprache vorgesagt (mit Allans Stimme, der muttersprachlich mit
gälisch aufgewachsen ist, so hat das auch einen absolut
authentischen Charakter).
Im ersten Kapitel erfährt man, wie man
Dudelsack Spielen lernt, nämlich mit einem Practice Chanter. Man
bekommt die Tonleiter und die Töne erklärt, d.h. man erfährt auch,
ob es sich um die Oktave, die Terz oder die Quinte handelt).
Schließen tut das Kapitel mit der Erklärung der Fingerhaltung.
Im folgenden Kapitel kann man sich die
Tonleiter vorspielen lassen und lernt so die Noten des Chanters
kennen. Zeitgleich werden in einer Animation die dazugehörigen
Griffe gezeigt. Besonders hervorzuheben ist, dass die Töne (und alle
anderen Tonbeispiele der Apps) immer im Hintergrund die Bordune
mitlaufen haben, so dass der Lernende gleich das Ohr trainiert
bekommt für die Reine-Stimmung des Dudelsacks.
Das App schließt mit zwei Spielen, wo
man das eben gesehene und gehörte abfragen kann. Im Quiz zur
Griffweise bekommt man einen Ton gezeigt und muss den dazugehörigen
Griff eraten (oder vice versa).
Das eigentliche Highlight dieser App
ist das Gehörbildungs-Quiz. In diesem bekommt man ein Intervall
vorgespielt (immer beginnend mit tiefem A) und muss erraten, welches der Folgeton war. Im Unterricht hat sich besonders
dieses Feature bei den Schülern beliebt gemacht als kleine
Abwechslung für Zwischendurch. Und auch für geübte Spieler wie
mich, ist dies manchmal eine knifflige Aufgabe.
Was mich bei dem Quiz (das gilt für
die andern Apps ebenfalls) etwas nervt ist die Uhr, die man nicht
abschalten kann. So hat man immer nur 60 Sekunden Zeit und fühlt
sich oft zu gehetzt, um sich wirklich mal drauf einzulassen.
Natürlich, es soll ein Spiel sein, doch didaktisch hielte ich es für
sinnvoller eine Option zu haben, die Uhr auszuschalten. Eine
Schülerin, die das Programm ausprobiert hat, meinte gar, es wäre
schön einen „Zurück-Knopf“ zu haben, wenn man falsch geraten
hat, um sich genau das Falscheratene nochmals anzuhören. Dies
funktioniert m.E. aber nur in Zusammenhang mit einer ausschaltbaren
Uhr. Auch wäre es schön gewesen zu wissen wie viele man falsch
getippt hat. So bekommt man zwar gezeigt wie viele man richtig hat
und seinen aktuellen Highscore, aber die Quote wäre noch interessant
zu erfahren.
Zu der Canntaireachd-App:
Sie ist ein sehr günstiges und
wertvolles Werkzeug, um den Einstieg in Canntaireachd zu erhalten!
Alle gälischen Fachbegriffe, die mit Piobaireachd/Canntaireachd zu
tun haben werden einem von Allan richtig vorgesprochen. Es wird
erklärt was es mit Canntaireachd auf sich hat und welche
Manuskripte es gibt. Letztlich arbeitet das App mit dem Campbell
Cantr. Alle Movements werden einem vorgesungen und in Notenform
dargestellt. Auch hier kann man im Quizbereich sein Gelerntes
abfragen.
Zu der Light-Music App (noch nicht erhältlich):
Diese App behandelt letztlich alle
Verzierungen, die in der Light-Music vorkommen. Das
gehörbildungs-Quiz wurde hier auf alle möglichen Halbtöne
erweitert.
Was mich persönlich anfangs irritierte
sind (bezogen auf die Canntaireachd- und die Lightmusic-App) einige
Darstellungen von Movements in Notenform und Namen von Movements, die
ich anders kenne. So ist zum Beispiel das Tripling keine
GDE-Kombination, sondern das, was ich als „Double-Strike“ kenne.
Das, was ich wiederum als Tripling kenne, heißt schlicht
GDE-Kombination. Die Schreibweise des Crunluath-A-Mach finde ich
ebenfalls ungewöhnlich.
Da allerdings die Movements in den
gängigen Manuskripten sowieso abgekürzt sind, ist das nicht weiter
tragisch, zumal die Schreibweise durchaus akkurater erscheint als die, die man kennt (sprich die erste Melodienote ebenfalls als 16tel
notiert). Auch die Benennung der Light-Music-Movements scheint im
Nachhinein logischer, bleibt aber dennoch ungewohnt.
Unterm Strich kann man sagen, für das
kleine Geld (3,59€/App) bekommt man ein schönes Lernwerkzeug (elektronische Lernkarten) für
sein Smartphone. Zur Zeit allerdings leider nur für Apple Produkte.
Die Apps für Android sind, soweit ich weiß, in Arbeit.
https://itunes.apple.com/de/app/bagpipe-basics/id883210143?mt=8
http://www.bagpipe-apps.com/
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