Samstag, 23. August 2014

Schottland 2014, Teil III: Kickin‘ the boards

You never know. Diesen Satz habe ich mehrmals gehört, als ich meinte, ich würde mich dieses Jahr an schottischen Pipingcompetitions versuchen und nicht wirklich an eine Chance glauben irgendwas gewinnen zu können. Ein anderer Satz von jemandem war: Es kommt drauf an wer spielt. Letztlich war es genau so. Die Bandbreite an Spielniveau in Schottland bei Wettbewerben ist groß (vom blutigen Anfänger bis zum Glenfiddich-Championanwärter), wobei die Menge an Spielern, die wirklich gut sind, meine ich, größer ist als an weniger guten. 
Kinloch Rannoch in Wind und Regen.
Ich hatte mir ein sehr optimistisches Ziel gesetzt. In Perth im Piobaireachd C-Grade den 5. Platz zu erreichen. Das wäre was, von 18 gelisteten Teilnehmern, aber eher unwahrscheinlich. Letztlich habe ich aber eher mit keiner Platzierung gerechnet, auf keinen der Games. Am Ende kam es ganz anders als erwartet. Meine Erfolge auf den schottischen Games dieses Jahr vielen wie folgt aus:
(M=March; S/R=Strathspey&Reel, S/A=Slow Air; Piob=Pibroch)
Platz
1. M Loch Rannoch
1. S/R Loch Rannoch
1. S/A Loch Rannoch
1. Jig Loch Rannoch
2. Piob Cortachy (The Little Spree)
2. Piob-C Perth (The Little Spree)
3. M Cortachy
3. S/R Cortachy
4. Jig Nethy Bridge
5. Piob Nethy Bridge (The End of the Great Bridge)
6. S/R Ballater
Mit einem Preisgeld von insgesamt 201,- GBP. Für den ersten Versuch nicht schlecht, würde ich sagen.

Eine nicht ganz so optimale S/R-Performance in Nethy Bridge. Strathspey ist o-k, der Reel stark verbesserungswürdig.

Die Motivationskurve ging dabei ständig auf und ab. Nach dem ersten Event in Nethy Bridge, habe ich ernshaft überlegt, die anderen Games ausfallen zu lassen. Einer der Judges meinte (zu Recht), ich habe arge Schwierigkeiten mit meiner Technik. Das wäre schon fast kein Competition Niveau.
Ich dachte, ich hätte gut gespielt. Den Judges hat es nicht gefallen. Nun, ich habe dann doch weitergemacht, zum Glück.
Regen, die Pipe hält.
Einen Tag später der Erfolg in Perth. Von 12 Teilnehmern der 2. Platz im Piobaireachd. Ich hatte gut gespielt und das im strömenden Regen. Aber das meinte ich auch am Tag zu vor. Somit konnte ich absoult nicht einschätzen, wo ich lag. Um so überraschender das Ergebnis.
Der kritische Blick der Richter.
4 Tage später in Ballater sah es schon wieder anders aus. Die gleichen Judges wie in Nethy Bridge und eine Faye Handerson (Glenfidich-Teilnehmerin und Goldmedaillistin) in der Teilnehmerliste. Da konnte man es sich schon ausrechnen, wo man landet. Entsprechend war ich im Pibroch dann auch nicht in der Preisliste. Dafür aber überraschend im Strathspey/Reel-Contest. Gerade in der Light Music habe ich meine Schwierigkeiten. Daher hat mich die 6. Platzierung auch hier sehr gefreut.

Auch gegen solche Größen musste man spielen: Faye Henderson.
Die Kinloch Rannoch Games hingegen, das war wie Fische aus einem Fass angeln. Drei Teilnehmer, wo von einer nun wirklich nicht spielen konnte (der Stewart meinte auch, er spiele hier nur aus Spaß an der Freude mit). Der andere war schon fortgeschrittener aber auch keine wirkliche Konkurrenz. Beide hatten arge Schwierigkeiten das Instrument bei dem Regen unter Kontrolle zu bringen.

The lonely judge in Kinloch Rannoch.
Strömender Regen auch in Cortachy. Allerdings waren die beiden andern Spieler (auch hier nur drei Teilnehmer) viel besser als in Kinloch Rannoch. Vom Niveau her waren wir alle auf dem gleichen Level. Nur durch Breakdown einer der Spieler im Pibroch, konnte ich hier den 2. Platz machen (ob es anders gekommen wäre, hätte er nicht abgebrochen, weiß ich nicht). In der Lightmusic lag ich, wie sollte es auch anders sein, hinten.
Kickin the boards.
Auf allen Games war ich in der Preisliste vertreten und konnte so meine Unkosten (Eintritt/Startgebühr, Fahrtkosten) durch das Preisgeld decken. Ich weiß, woran ich arbeiten muss und plane nächstes Jahr besser vorbereitet wiederzukommen. Dann eventuell in Perth als B-Grade Spieler, wenn mein Upgrade-Antrag Ende des Jahres durchgeht.
Stolzer Zweitplatzierter in Perth.

Freitag, 22. August 2014

Schottland 2014, Teil II: Schottische und deutsche Games

In Deutschland ist alles genau geregelt... also auf Dudelsackwettbewerbe jetzt bezogen. Das ist gut, das gibt einem als Spieler Sicherheit. Man weiß genau, wann und wo man zu sein hat. Ein Stewart holt einen ab, wenn man dran ist. Nur spielen muss man noch selber. Wenn auf dem sauber ausgearbeiteten Zeitplan draufsteht, man ist um 11:23 Uhr dran, kann man mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass spätesten um 11:25 Uhr der Stewart einen zur Bühne bringt. Nach dem Wettbewerb versammeln sich alle Teilnehmer, dann werden Dankesreden an die Helfer und die Judges gerichtet und mit Mikrophon die Plätze der einzelnen Events allen laut verlesen. In jedem Fall kann man sich am Ende des Tages einen Sheet mit Kommentaren der Judges zu seiner Performance abholen, um zu sehen, was man denn nun falsch gemacht hat.
Konzentration beim Piobaireachd in Nethy Bridge.
Mann, war ich geschockt, als ich den „Draw“ (Reihenfolge der Spieler) für Perth gesehen habe. Da standen 18 Leute im Piobaireachd C-Grade und ca. 24 bzw. 50 Spieler für die Light Music, die ich alle nicht kannte... und es standen keine Uhrzeiten dabei, sondern lediglich die Startzeit, 10 am. Das wars. Was mich eigentlich nervös gemacht hat war, nicht zu wissen wie der Ablauf ist, wo man wann zu sein hat. Ok, Perth war erst der zweite Event. Die ersten Games fanden in Nethy Bridge statt. Zeit sich ein bisschen einzufinden. Und zum Glück war dort auch eine alte Bekannte aus der deutschen Szene vertreten, die mich geduldig mit den dortigen Gepflogenheiten vertraut machte und mir half mich zurechtzufinden.Vielen Dank mal dafür, Anna.
Das Gamesfield in Ballater. Die Piping Events finden meist abseits davon statt.
 Also, 10 am, auf dem Feld in Nethy Bridge. 10:20 sollte der Draw stattfinden, da.h. ich wusste bis dahin nicht, wann ich dran bin, d.h ich könnte auch als erster spielen. Da es um 10:30 losgehen sollte, meinte ich zu Anna so gegen 10:10, ob wir uns denn nicht mal einspielen sollten. Nö, wieso?
Ja, wieso auch? Die Judges sind verschwunden und haben erstmal Tee getrunken. Dann gab es mit Ihnen noch etwas Smalltalk und Kaffee, dann hat der eine paar Schnipsel aus Papier gerissen und Nummern drauf geschrieben und wir, die Spieler, durften dann ziehen. Das war die Auslosung der Reihenfolge. Der erste Spieler ist dann gegangen und hat gesagt, er sei dann in 20 Min. da...
Ab dann war man mehr oder weniger auf sich gestellt und musste halt die Spieler im Auge behalten, damit man weiß, wann man dran ist. Dann spielt man sein Stück, geht von der Bühne und wartet auf den nächsten Event, bei dem man so ganz beiläufig seine Platzierung von dem vorangegangenen Event erfuhr. Man bekam (sofern in der Preisliste vertreten) eine Art Gutschein, wo die Platzierung draufsteht, mit diesem geht man am Ende des Tages zu dem Zelt mit der Kasse und holt sich sein Preisgeld ab oder sein Pokal, wenns einen gab.
Sonne. Nur wenn man nicht am Spielen ist.
Dort gibt es keine Zeitpläne, keine Preisverleihung und erst recht keine Sheets. Das höchste der Gefühle ist, wenn man am Ende mit dem Judge ein paar kurze Worte über die Performance wechseln kann. Diese Relaxtheit ist krass und man muss sich da erstmal reinfinden und daran gewöhnen, wenn man es nur so durchstrukturiert kennt, wie wir es hier in Deutschland gewohnt sind.
Boards in Nethy Bridge.
 Bei den kleineren Games war es meist kein Problem die Übersicht zu behalten. Bei den größeren gabs aber auch Stewarts, die einen zwar nicht abgeholt haben, die man aber immer fragen konnte, wie der Stand der Dinge und wann man an der Reihe ist. Da haben sich zwei Stewarts um ca 50 Spieler gekümmert, die alle auf einem riesen Feld verstreut standen. Das war eine bemerkenswerte Leistung von den beiden.
Norman Mathieson & Duncan Watson: The judges, judging.
Auch sehr interessant: Es kümmert nicht wirklich jemanden, ob da jetzt einer auf der Bühne einen Piobaireachd konzentriert spielen muss. Da werden 50 Meter neben der Bühne die Fahrgschäfte aufgebaut und die Technomusik abgespielt, da kommt zwischendurch die Massedband vorbeigelaufen, der Schiri feuert die Pistole mit dem Startschuss für die Läufer ab oder ein anderer Piper spielt sich neben der Bühne ein... Alles kein Problem für die. Man gewöhnt sich dran und letztlich färbt diese Entspanntheit auch auf einen selbst ab. Ich war nie weniger nervös vor Wettbewerben wie in Schottland.
4. im Jig, dafür gibts 15 Pfund vorn an der Kasse.

Mittwoch, 20. August 2014

Schottland 2014, Teil I: Vorbereitung

Ich werde meinen Aufenthalt in Schottland und bei den Games in mehrere kleine Beiträge fassen, da sonst alles in einem Beitrag zu viel wäre. Ich fange daher mit meiner Planung an:

Perth am River Tay
 2013 habe ich mir endlich mal fest vorgenommen, die kommende Saison in Schottland auf Wettbewerben zu spielen. Mitglied bei der CPA (Competing Pipers Association) bin ich schon und somit auf C gegraded (C ist der unterste Grad) , im Piobaireachd wie in der Light Music. Anfang 2014 habe ich sehnsüchtig auf das „Guide to the games“ der CPA gewartet. Als es dann erst Ende März rauskam ging alles sehr schnell. Ich habe mir eine Woche rausgesucht, in der viele Games terminlich wie lokal beieinander liegen und kam auf 5 Spiele in Perthshire und Aberdeenshire (Crampian und Cairngorm Mountains): Das nördlich gelegene Nethy Bridge, Perth, Ballater, Kinloch Rannoch und Cortachy (bei Kirriemuir).

Mein Hauptquartier in Perth
Die Events bestanden in der Regel aus Piobaireachd, March, Strathspey&Reel, Jig und bei einem Event wurde sogar Slow Air angeboten. Meist musste man 3 Stücke angeben, wovon der Judge eines ausgesucht hat. Manchmal lag die Wahl der Stücke aber auch bei einem selbst.
Meine Sets, mit denen ich in den Wochen zuvor gearbeitet habe bestanden aus:
March:
  • John MacDonald of Glencoe
  • Donald MacLean's Farewell to Oban
  • Donald MacLellan of Rothesay
Strathspey:
  • The Ewe wi the crookit horn
  • Maggie Cameron
  • Lady MacKenzie of Gairloch, welches ich nach dem ersten Event ausgetauscht habe gegen
  • Lady Louden
Reel:
  • Kalabakan
  • The Sound of Sleat
  • The Sheepwife
Jig:
  • Cutting Bracken
  • The Hen's March
  • The Durlew
Slow Air:
  • Loch Ranoch (kurzfristige Entscheidung einen Tag vor der Competition).
Pibroch:
  • The End of the Great Bridge (welches ich später gegen Glengarry‘s Lament ausgetauscht habe)
  • Struan Robertson's Salute
  • The Little Spree

Eine Menge Stücke, die ich nun auch alle nicht mehr sehen kann. Zeit diese nach und nach mal auszutauschen, obwohl ich das eine oder andere doch nochmal mit meinem Lehrer durchgehen muss. Eigentlich wollte ich den Schwerpunkt auf Piobaireachd setzen, musste am Ende aber feststellen, dass ich mehr an der Light Music gearbeitet habe als am Pibroch. Es hilft nicht viel eine Woche vor den Events noch krass an den Stücken zu arbeiten, in der Hoffnung diese noch signifikant verbessern zu können. Es wird eher noch schlimmer. So kurz von einem Event hat man einen Status Quo erreicht mit dem man letztlich auf die Bretter steigt. Erst danach kann man wieder anfangen an seinen Fehlern zu arbeiten bzw. macht es Sinn wieder anzufangen. Eine gute Hilfe dafür ist ein Aufnahmegerät mit in der Tasche zu tragen und seine Darbietungen aufzunehmen. Diese kann man zur Analyse benutzen.

Vor Ort angekommen lief alles anders als man/ich es von deutschen Veranstaltungen gewohnt war.
Dazu mehr im nächsten Beitrag.

Einquartiert habe ich mich in einem sehr schönen B&B in Perth, mit dem wohl liebenswertesten Hund, den ich je getroffen habe. 

Troid

Sonntag, 3. August 2014

BREUBERG 2014!!!!....

AHU!

Ich sitze an der Tastatur und überlege, was ich über meinen Aufenthalt bei der BAG-Sommerschule schreiben soll und weiß nicht, was bzw. wo ich anfangen soll. Es gibt so viele Eindrücke zu verarbeiten.

Es war auf jeden Fall eine tolle Zeit, in der man wieder viele nette Leute kennelernen durfte und alte wiedersehen konnte. Es war sehr lustig aber auch sehr anstrengend. Der Vorrat an Ibuprofen war auf alle Fälle notwendig, für den Morgen nach den durchgezechten Nächten, um gleich um 0900 wieder für 2x3 St. Unterricht fit zu sein. Es gab eine Menge geiler Musik zu hören in den Nächten im Keller. Und die Zeit verging proportional schneller zu der anzahl der Tage auf der Burg.

Ich, beim spielen einger Tunes im Keller.   (Copyright Detlef S.)
Die Burg bietet auf jeden Fall die richtige Athomsphäre für dieses Instrument und das schöne ist, es ist so viel Platz, dass jeder eine Nische zum üben finden kann.

Wenn Ihr wisst, was ich meine.
Ich denke, meine Zimmerkameraden und ich, die wir uns schon länger kennen, haben es auch geschafft etwas mehr Céolas und etwas weniger College of Piping in die Woche zu bringen, was das ganze, m.M. nach, noch etwas vielfältiger werden lies.

3. Place MSR, Dixi Ingram und meine Wenigkeit.