Samstag, 29. November 2014

Reviews Balance Tone Reeds

Reeds die Zweite. Wenn die X-Treme Reeds nichts für mich sind, was sind denn dann meiner Meinung nach gute Reeds? Für den Fall, dass sich das jemand nach meinem letzten Review (siehe hier) mal gefragt hat, versuch ich hier Antwort zu geben.

Im Jahr 2013 war ich das erste mal seit 12 Jahren wieder auf der BAG-Sommerschule in Breuberg, Odenwald, und landete in der Klasse von Bruce Hitchings. Der hat es sich in dieser Woche natürlich nicht nehmen lassen, tatkräftig Werbung für seine Produkte (Balancetone Reeds und sein MCS) zu machen. Ich hatte schon Erfahrungen sammeln können mit seinen Reeds. Damals (ca. 2006/07) kam ich nicht mit ihnen klar. Warum, weiß ich nicht mehr. In der Sommerschulwoche ist man ja aber generell sehr experimentierfreudig und so habe ich mal ein Set ausprobiert, mit der Chance die Reeds zurückzugeben, falls sie nicht gefallen.

Innerhalb dieser Woche, wusste ich auch nicht so genau, was ich von diesen Rohrblättern halten soll. Aber im Gegensatz zu den X-Treme Reeds, haben die Balance einem das Gefühl gegeben, sich näher damit zu beschäftigen zu müssen und sie mal ne Weile (länger als eine Woche) zu spielen. Aus dieser Weile wurde mittlerweile 16 Monate, und ich bin beim zweiten Set, der Neuauflage (von denen ich auch noch sprechen muss). Im Sommer konnte ich mit diesen Reeds in Schottland auf einigen Games in die Preisliste kommen (in Perth sogar auf Platz 2 im Piobaireachd C-Grade). Vorher hatte ich die Ezeedronereeds drinne, die ich auch noch sehr schätze, aber seit dieser Zeit nicht mehr gespielt habe. Insofern beziehen sich meine Vergleiche hauptsächlich auf die Ezees.

Optisch muss man sagen, hat sich Bruce nicht sonderlich Mühe gegeben. Farbe und Form lassen eher Ästhetiklegastenie vermuten. Am Ende ist das aber egal, da die Teile ja eh in den Bordunen stecken.
Bevor ich zum Klang komme, muss ich anmerken, dass ich in der Bass ein Cane Reed spiele und somit nur die Tenorreeds zum Einssatz kamen.

Was die Reeds auszeichnet ist ihr obertonreicher Klang, wesentlich weniger dumpf als die Ezees, viel klarer und sonorer.

Ein schönes Feature, was ich erst später entdeckt habe und seit dem gerne bei Auftritten anwende, ist die weiße Schraube am Ende der Reeds, mit der man die Luftzufuhr regeln kann. Das heißt, man kann sie auch komplett abstellen, so dass diese nicht klingen. Das hat den Vorteil, dass man keine Korken benutzen oder die Bordun mit der Hand stoppen muss. Und auffallen tut es auch keinem.

Zum Thema Lufteffizienz: Die Reeds halten, was Bruce verspricht. Sie benötigen sehr wenig Luft und halten auch nach einem Shut-off dicht. Das Strike-In funktioniert so gut, dass man den Bag nur noch anstupsen muss damit die Reeds anspringen.

Jetzt komm ich zum Besten, was die Reeds können: Die Einstellmöglichkeiten mit der Bridle sind genial. Egal wie weit ich die Bridle in eine Richtung verschiebe, der Luftverbrauch ändert sich nicht und dennoch kann man so die Position der Bordune verändern (falls man z.B. mit dem Stimmzug der Reeds die Grenzen erreicht hat). Absolut Top!

Mittlerweile sind die Reeds weiterentwickelt worden. Bruce hat den Durchmesser der Tenorreds vergrößert. Die Reeds sind nachwievor tonal sehr gut, haben aber etwas an Brillianz im Klang verloren, so dass das Vorgängermodell das bessere ist.

Fazit: Für gutes Geld (ca. 75,- €) bekommt man hier, meines Erachtens, mit die besten Reeds, die zur Zeit auf dem Markt erhältlich sind. Ich möchte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich wage zu sagen, wenn eine Marke an Plastikreeds behaupten kann, so nahe wie möglich an den Sound von Cane zu kommen, dann sind es diese.

Für mich gibt es zur Zeit Folgende Optionen im Bereich Plastik Reeds auf dem Markt: Balancetone, Ezeedrone und Cane. Wobei in der Bassbordun sich Cane und MG bewährt hat. Dennoch werde ich meine Augen und Ohren nach neuen Soundoptionen offen halten.

Mittwoch, 26. November 2014

Reviews Naill ABW Solo Chanter

Es wird Zeit mal ein paar Reviews zu schreiben (3 schweben mir vor) von Produkten (verhältnismäßig neu auf dem Markt), die ich in letzter Zeit ausprobiert habe.

Anfangen möchte ich mit einem D. Naill Solo Chanter, den ich von jemandem erworben habe, der diesen auf einem Wettbewerb in Österreich gewonnen hat. Der Preis von knapp 300,- (inkl. Porto nach Dtl.) schreckte erstmal ab. Aber ich kenne einige Spieler, die einen Naill Chanter spielen und einen sehr guten Sound mit diesem haben. Ich selbst habe mit einem Naill Chanter angefangen, spiele z.Z aber Shepherd. Da ich immer auf der Suche bin nach dem besseren Sound, wollte ich diesem Chanter eine Chance geben (weiterverkaufen kann man ja immer noch). Um das Jahr 2007/08 hatte ich einen Naill in der Hand, der war tonal eine Katastrophe. Seit 2010 habe ich ein älteres Naill Model, das ich ebenfalls nicht so befriedigend zu Laufen bringen kann. Man kann also zusammenfassen, dass ich nicht so gute Erfahrungen habe mit Naill Chanter. Dennoch wollte ich diesem eine Chance geben und ging auf das Angebot ein. 

Als ich ihn dann in den Händen hielt stießen mir zwei Dinge (eher kosmetischer Natur) ins Auge. Erstens die extrem dicke (ich weiß nicht wie man das nennt) “Sole” oder “Glocke”... na das runde dicke Ding am unteren Ende des Chanters eben, an dessen Form man den Hersteller meist identifizieren kann. Im Laufe der letzten 20 Jahre sind diese Knüppel bei Naill immer dicker geworden. Jetzt haben sie meines Erachtens die Grenze des ästhetisch Vertretbaren erreicht.
Die zweite Sache, auf die ich ebenfalls überhaupt nicht stehe und meine, dass dies eher in den Bandbereich (Bandchanter) passt, ist das Gewinde im Reedseat. Es ist eine Macke von mir, dass ich das Reed immer parallel zu den Löchern ausrichte. Dies ist mit einem Gewinde nicht mehr möglich (oder zumindest nur noch bedingt möglich). Hätte ich das mit dem Gewinde vorher gewusst, hätte ich mir es zweimal überlegt ihn zu kaufen... was ein Glück habe ich das nicht.
Nachdem ich die Wicklung erneuert und an meinen Stock angepasst habe, nahm ich ein funktionstüchtiges Reed aus meiner “Reedbatterie”, setzte es ein und musste feststellen, dass man das Reed extrem tief setzen muss, damit die Oktave stimmt. Wieder ein Punkt mit dem ich nicht sonderlich zufrieden bin, da ich denke, dass das Reed einen gewissen Freiraum im Reedseat braucht, um gut zu funktionieren. Es ist außerdem einfach unbequem und anstrengen das Reed so tief reindrücken zu müssen.
Dann ging es ans einspielen und stimmen der einzelnen Töne und ich meine, dass der Chanter (wie jedes Naturprodukt in der Pipe) erstmal ne Weile gespielt werden musste, um sich zu aklimatisieren. Der Pitch ging, meine ich noch leicht in die Höhe, so dass ich das Reed am Ende wieder estwas herausdrehen konnte.

Zum Klang: All die vorangegangenen Problemchen ausgeblendet, ist das der beste Chanter, der mir seit langem unter die Finger gekommen ist. Der Sound ist brisk, mit einem schönen Timbre in den unteren Tönen und im Zusammenklang mit den Drones sehr Obertonreich (wie Naill das anstellt weiß ich auch nicht). Das HG/Pibroch HG ist recht gut zu bekommen und stabil. Keine der Töne scheint zu tief zu sein (aber das kann sich in der kommenden Zeit noch ändern), was ja als ein Problem bei Naill Chantern bekannt ist (die flache Bottomhand). Ich habe einen Spaß diesen Chanter zu spielen. Seit zwei Wochen liegt mein Shepherd, den ich auch sehr schätze, unberührt auf dem Regal. In HH werde ich diesen Chanter auf der Competition ausprobieren. Die Chancen stehen gut, dass dieser mein neuer Competition Chanter für die kommende Saison wird. Man muss sich ja langsam an die Dinger rantasten und schauen wie sie reagieren.

Kurzes Fazit: Das neue D.-Naill ABW Solo Chanter Model ist ein Top Instrument und seine 300,-€ auf jeden Fall wert. Doch Achtung: Für Anfänger halte ich das Gerät für nicht so geeignet, da die Einstellungen, sprich das Stimmen und das Setzen von Reeds recht schwer ist und etwas Erfahrung benötigt. Da sind andere Chanter leichter in der Handhabung.
Mal sehen, ob ich in einem Jahr davon immer noch in so hohen Tönen sprechen werde ;)
Time will tell.


Foto von K.W.


Sonntag, 16. November 2014

PDQB

Am Samstag (15.11.14) habe ich mich einer Prüfung des SQA (früher PDQB, früher Institut of Piping) unterzogen. Was genau das ist findet man hier: http://www.pdqb.org/
Diese Prüfungen sind staatlich anerkannt und man kann sich diese Prüfungen, wenn man bestanden hat, als Credit Points anrechnen lassen. Interessant eigentlich nur für das schottische Schulsystem. Wer sich in Deutschland dieser Prüfung unterzieht, hat davon nichts und macht das in der Regel aus eigenem Interesse an der Arbeit bzw. Vorbereitung darauf, da diese Prüfungen ein Ziel sein können, worauf man hinarbeitet. Sie zertifizieren einen gewissen Standard, den man erreicht hat. Was verlangt wird kann man auf der o.g. Seite unter „Syllabus“ nachlesen. Die Prüfung, der ich mich unterzogen habe (und deren Ergebnis ich noch nicht habe) ist die PDQB L6 bzw. SCQF L8 und gleich die höchste Prüfung, die man machen kann.

Die Sache an diesen Prüfungen ist, dass sich das System weiter entwickelt hat, aber der Inhalt der Gleiche ist wie vor 20 Jahren. Man hätte mit der staatlichen Anerkennung auch gleich die Inhalte überarbeiten sollen, denn was (gerade theoretisch) verlangt wird, ist didaktisch absoluter Nonsense. Man fühlt sich wie ein Schüler bei der Strafarbeit. Schreibe hundert mal den Satz xxx. Denn was genau wird bewiesen, wenn man zig mal den Crunluath-A Mach in voller Länge (4 Takte werden verlangt) ausschreiben muss? Was zeige ich, wenn ich aus dem Gedächtnis ein kompletten Tune aufschreiben kann? Und das behindertste: Schreibe einen Aufsatz von mindestens 1000 Wörtern über eine der berühmten Piping-Familien aus dem Kopf! Wenn ich einen Aufsatz schreiben soll, warum wird mir nicht erlaubt Quellen vor Ort zu benutzen? Warum muss ich das aus dem Kopf können?
Ich habe schon gehört, dass Prüflinge durchgefallen sind, weil die Notenschrift von ihnen nicht akkurat genug war (sprich, Notenhälse waren nicht komplett mit dem Fähnchen verbunden u.ä.). Auf der andern Seite wiederum finde ich die Teile sinnvoll, die das Wissen von Canntaireachd und Piobaireachd-Strukturen vorraussetzen. Das hat zumindest praktischen Nutzen.
Der erste Canntaireachd, den ich gehört habe (das war vor 13 Jahren), waren die ersten paar Takte von „The Groat“. Ich habe die Passage sehr oft gehört und kann diese jetzt noch auswendig. Es war dann schon irgendwie lustig zu sehen, dass genau diese Passage in der Prüfung übersetzt werden sollte (also von den Noten zu den Silben).
Ich bin mal hoch gespannt, wie denen mein theoretischer Teil gefallen hat. Ich kam nicht auf die 1000 Wörter bei dem Aufsatz, aber vielleicht legen sie ja mal mehr Wert auf Qualität als auf Quantität.

Auch sonst muss man dem Syllabus bzw. dem Institut vorhalten, dass sie zu unspezifisch sind. Es ist nicht immer ersichtlich, was genau die wollen. Das kann dann bei der Prüfung selbst zu Verwirrungen führen. Zum Beispiel: Wenn da verlangt ist, dass man einen kompletten Pibroch spielen soll und dann der Prüfer zwei verlangt... ja, dann hätte man sich doch auch entsprechend anders vorbereitet. Oder: Wenn da steht, „from the tunes submitted“ und es dann heißt, man solle einen Tune nehmen, den man auch gespielt hat... dito.

Es scheint einfach in der schottischen Mentalität zu liegen. Während das in Deutschland nicht durchgehen würde, da alles genau bezeichnet werden muss, kann man sich dort halt die Freiheit nehmen eben nicht so spezifisch zu sein. Das ist bei den Games nicht anders.
Daran muss man sich als Deutscher erst gewöhnen.

Samstag, 8. November 2014

Best sounding Instrument ever

Diese Bezeichnung las ich neulich unter einem Youtube Video, in dem Jack Lee ein Set spielt. Und ja, er hat gut gespielt, und nein, das war nicht das jemals beste Instrument. (Jaja, ich weiß, alles Geschmackssache).

Das beste Instrument, was ich gehört habe, fand ich auf einer CD, die ich mir vor Kurzem gekauft habe. Nein, es ist nicht Donald MacPhersons lägendäre Pipe und auch nicht die von Roddy MacLeod. Es war das Instrument von Robert U. Brown. Die besagte CD ist das letzte Album in der Reihe „Masters of Piobaireachd“ (Vol. 10). Auf dieser spielt er das Stück „You‘re Welcome Ewen of Lochiel“ in voller Länge.

Ich kann es nicht so gut beschreiben, aber der Pitch und die Balance von diesem Instrument waren so am Ideal, wie es meiner Meinung nach nicht mehr geht. Insbesondere heutzutage mit den hochgepitchten Instrumenten ist dieser tiefe sonore Klang nicht mehr zu schaffen. Hinzu kommt aber auch das Stück, das wie geschaffen ist für dieses Instrument. Mit vielen LGs und monotonen, repetitiven Elementen (was im Pibroch ja nicht selten ist).

Das war das „best sounding instrument ever“, was ich je gehört habe.

Dienstag, 4. November 2014

Relation between Language, Song and Music

Hier mal wieder der Beweis, dass die Musik nicht zu trennen ist von der Sprache! Letztlich hängt alles miteinander zusammen.


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Das war meine Startnummer bei meiner ersten Teilnahme der Anual Scottish Piping Society of London Competition, bei der auch um den Bratach Gorm gespielt wird.
Ich habe beim Packen natürlich an alles gedacht... außer an den Fotoaparat. Somit kann ich leider keine Bilder posten.

In erster Linie war meine Motivation für die Teilnahme, dass ich sehen wollte, ob die Platzierung in Perth diesen Sommer Glück war oder ob ich es wirklich kann. Leider scheint ersteres der Fall zu sein und ich frage mich ernsthaft, ob ich nicht einfach schon zu alt bin und zu spät angefangen habe, um eine professionelle „Karriere“ als Piper zu führen.
Seit Wochen/Monaten arbeite ich an meiner Fingertechnik und meinem Sound, nur um feststellen zu müssen, dass sich zwar was bessert aber 1.) sich doch immer wieder alte Fehler und Gewohnheiten, gerade in Stresssituationen einschleichen und 2.) diese Besserungen so kleinschrittig sind, dass ich mich fragen muss, ob ich bis zum Ende meines Lebens auf ein vermeintliches A-Grad Niveau bringen kann. Es ist ja nicht so, dass ich mit 9 Jahren angefangen unter professioneller Anleitung (also mit Unterricht) zu pipen. Mangelnder Unterricht und unkonstantes Üben (in einer großen Zeit dazwischen) hängen mir nun stark nach.
Was den Sound anlangt: Es ist mir ein Rätsel wie man einen Sound produzieren kann, wie es ein Roddy MacLeod oder Gordon Walker und Konsorten es schaffen.
Ich weiß auch nicht woran es liegt, aber ich habe große Probleme mein Instrument bei Indoor Events zu kontrollieren. Andererseits kann es draußen regnen wie Sau und meine Pipe hält die Stimmung den Pibroch über. Aber in Hamburg, Friedberg und diesmal London die Pipe zu tunen fällt mir so schwer. Erschwerend kommt in London hinzu, und da haben wir es hier in Deutschland so dermaßen gut, dass man erst nach London fahren muss, um es wertschätzen zu lernen, dass man auf der Bühne nur 3 Minuten Zeit hat sein Instrument zustimmen (inklusive Leucht-/Zeitanzeige und ggf. Bühnenverweis). Gut, bei z.T. mehr als 30 Teilnehmern pro Event allein im C-Grad absolut verständlich. Die Veranstaltung zog sich auch so schon von 8:30 – 21 Uhr.


Kurz, ich konnte meine Leistung von Perth nicht halten oder ausbauen. Ich hatte arge Probleme mit den Nerven, mit dem Instrument und dadurch angespannte Fingern. Es war sozusagen nicht mein Tag.
Die Kritik auf den Sheets war dennoch nicht so hart wie ich am Ende dachte, dass sie es wird.
In der Lightmusic wurde mir meine "Performance Assessment - relative to standard required for grade" mit "at standard" bescheinigt. Gut zu wissen. Die Technik scheint auch nicht so schlimm zu sein, wie es sich beim Spielen angefühlt hat. Der Judge schrieb dazu: "Embellishments generally well executed". Na immerhin.

Ob ich nächstes Jahr wieder teilnehme weiß ich noch nicht. Der Aufwand ist letztlich nicht größer, wenn auch kostspieliger, als nach Hamburg zu reisen.