Donnerstag, 22. April 2010

Reeds

Für alle fachfremden Leser hier: Reed ist das englische Wort für Schilf und bezeichnet im Dudelsackfachjargon das Rohrblatt, das in den Pfeifen die Luft zum Schwingen bringt. Es geht hier speziell um das Reed in der Spielflöte (Chanter), ein Doppelrohrblatt, das aufgrund seiner Bauweise recht schwer anzublasen ist und somit etwas Übung und Training erfordert bis man das Anblasen schafft.

Es gibt ungefähr drei vier händevoll verschiedene Hersteller und somit auch in ihrer Charakteristik unterschiedliche Reeds.
Da es sich hier um ein Naturprodukt handelt (Schilf) variiert die Qualität der einzelnen Reeds je Hersteller auch zum Teil mehr oder weniger stark. Man könnte fast sagen, man bekommt im Grunde Rohmaterial, das sich der Pfeifer selbst noch nach seinen Bedürfnissen anpassen muss. Reeds, die von vornherein schlecht klingen, werden aussortiert.

Der sogenannte "Plug&Play"-Effekt ist hier nur selten zu bekommen/beobachten. Ein Einspielen, Feilen oder andere Manipulation ist oft notwendig, je nachdem, was man persönlich für einen Ton haben will und welche Charakteristik das Reed haben soll.

Im Laufe meiner 11 jährigen Dudelsackspielerlaufbahn, habe ich einige Reeds zerschnitzt oder durch Unachtsamkeit zerstört. Ich habe viele Marken ausprobiert, doch nur eine blieb mir bis heute positiv im Gedächtnis. Und zwar die verhältnismäßig wenig beachteten Reeds der Marke "Anderson". Vor ca. 8 Jahren hatte ich mir mal einen Satz bestellt und dann nochmal vor ca. 1-2 Jahren einen weiteren Satz. Die Rohrblätter haben einen Wandel durchgemacht. Optisch sind sie in die Breite gegangen, wo sie vorher eher schmal und länglich waren. Tonal ist ihr ausgeprägter "Crow" auf dem hohen A verschwunden und klingen auf den ersten Blick eher durchschnittlich. Diese Änderung hängt vermutlich mit der steigenden Stimmung der Chanter zusammen.

In meinem Reed-Kasten befinden sich nun 3 gut funktionierende Anderson-Reeds. Und was wunderbare an diesen Reeds ist, dass sie so gutmütig sind. Sie bedürfen etwas Aufmerksamkeit, müssen eingespielt werden, verzeihen aber auch, wenn man an ihnen drückt und feilt. Wenn man nun auch noch an den richtigen Stellen feilt und drückt und das alles nicht übertreibt und sie etwas einspielt, hat man am Ende sehr gutklingende Reeds, die auch die Natural-Notes (C# und F#) gut zur Geltung bringen und auch das Piobaireachd-HG kommt gut heraus, ohne das man gezwungen ist, sein etwaiges Klebeband verschieben zu müssen (was u.a. notwendig sein kann, um Töne rein zu stimmen). Darüber hinaus klingen sie in der oberen Hand süß, ohne zu dünn zu wirken. Das "Crow"-Phänomen ist (leider) verschwunden.
Was bleibt ist ein solides Reed, dem ich, aufgrund meiner mehrfachen Erfahrung, damals wie heute, anderen Marken jederzeit den Vorzug geben würde.

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