Reeds die Zweite. Wenn
die X-Treme Reeds nichts für mich sind, was sind denn dann meiner
Meinung nach gute Reeds? Für den Fall, dass sich das jemand nach
meinem letzten Review (siehe hier)
mal gefragt hat, versuch ich hier Antwort zu geben.
Im Jahr 2013 war ich das
erste mal seit 12 Jahren wieder auf der BAG-Sommerschule in Breuberg,
Odenwald, und landete in der Klasse von Bruce Hitchings. Der hat es
sich in dieser Woche natürlich nicht nehmen lassen, tatkräftig
Werbung für seine Produkte (Balancetone Reeds und sein MCS) zu
machen. Ich hatte schon Erfahrungen sammeln können mit seinen Reeds.
Damals (ca. 2006/07) kam ich nicht mit ihnen klar. Warum, weiß ich
nicht mehr. In der Sommerschulwoche ist man ja aber generell sehr
experimentierfreudig und so habe ich mal ein Set ausprobiert, mit der
Chance die Reeds zurückzugeben, falls sie nicht gefallen.
Innerhalb dieser Woche,
wusste ich auch nicht so genau, was ich von diesen Rohrblättern
halten soll. Aber im Gegensatz zu den X-Treme Reeds, haben die
Balance einem das Gefühl gegeben, sich näher damit zu beschäftigen
zu müssen und sie mal ne Weile (länger als eine Woche) zu spielen.
Aus dieser Weile wurde mittlerweile 16 Monate, und ich bin beim
zweiten Set, der Neuauflage (von denen ich auch noch sprechen muss).
Im Sommer konnte ich mit diesen Reeds in Schottland auf einigen Games
in die Preisliste kommen (in Perth sogar auf Platz 2 im Piobaireachd
C-Grade). Vorher hatte ich die Ezeedronereeds drinne, die ich auch
noch sehr schätze, aber seit dieser Zeit nicht mehr gespielt habe.
Insofern beziehen sich meine Vergleiche hauptsächlich auf die Ezees.
Optisch muss man sagen,
hat sich Bruce nicht sonderlich Mühe gegeben. Farbe und Form lassen
eher Ästhetiklegastenie vermuten. Am Ende ist das aber egal, da
die Teile ja eh in den Bordunen stecken.
Bevor ich zum Klang
komme, muss ich anmerken, dass ich in der Bass ein Cane Reed spiele
und somit nur die Tenorreeds zum Einssatz kamen.
Was die Reeds auszeichnet
ist ihr obertonreicher Klang, wesentlich weniger dumpf als die Ezees,
viel klarer und sonorer.
Ein schönes Feature, was
ich erst später entdeckt habe und seit dem gerne bei Auftritten
anwende, ist die weiße Schraube am Ende der Reeds, mit der man die
Luftzufuhr regeln kann. Das heißt, man kann sie auch komplett
abstellen, so dass diese nicht klingen. Das hat den Vorteil, dass man
keine Korken benutzen oder die Bordun mit der Hand stoppen muss. Und
auffallen tut es auch keinem.
Zum Thema Lufteffizienz:
Die Reeds halten, was Bruce verspricht. Sie benötigen sehr wenig
Luft und halten auch nach einem Shut-off dicht. Das Strike-In
funktioniert so gut, dass man den Bag nur noch anstupsen muss damit
die Reeds anspringen.
Jetzt komm ich zum
Besten, was die Reeds können: Die Einstellmöglichkeiten mit der
Bridle sind genial. Egal wie weit ich die Bridle in eine Richtung
verschiebe, der Luftverbrauch ändert sich nicht und dennoch kann man
so die Position der Bordune verändern (falls man z.B. mit dem
Stimmzug der Reeds die Grenzen erreicht hat). Absolut Top!
Mittlerweile sind die
Reeds weiterentwickelt worden. Bruce hat den Durchmesser der
Tenorreds vergrößert. Die Reeds sind nachwievor tonal sehr gut,
haben aber etwas an Brillianz im Klang verloren, so dass das
Vorgängermodell das bessere ist.
Fazit: Für gutes Geld
(ca. 75,- €) bekommt man hier, meines Erachtens, mit die besten
Reeds, die zur Zeit auf dem Markt erhältlich sind. Ich möchte mich
nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich wage zu sagen, wenn
eine Marke an Plastikreeds behaupten kann, so nahe wie möglich an
den Sound von Cane zu kommen, dann sind es diese.
Für mich gibt es zur
Zeit Folgende Optionen im Bereich Plastik Reeds auf dem Markt:
Balancetone, Ezeedrone und Cane. Wobei in der Bassbordun sich Cane
und MG bewährt hat. Dennoch werde ich meine Augen und Ohren nach neuen Soundoptionen offen
halten.